Die Erfahrung der Kriegsteilnahme in den Jahren zwischen 1863 und 1871 und des Wehrdienstes im Frieden prägte den Erfahrungshorizont eines maßgeblichen Teils der männlichen Bevölkerung während des Kaiserreichs. Dies gilt auch für das Königreich Sachsen, das vom einstigen Gegner zum Verbündeten Preußens avancierte. Mit dem Militärdienst eng verknüpft waren das Erleben von Gewalt und die Einbindung in strikte Hierarchien. Der Soldat genoss zugleich das Gefühl eigener Macht und öffentliches Ansehen. Die Gründung von Militärvereinen als Sammelbecken ehemaliger Soldaten zielte nicht zuletzt darauf ab, diesen Status auch im Zivilleben zu konservieren.
Dieses Buch untersucht diese Transformation von der Erlebnis- zur Erinnerungsgemeinschaft im Königreich Sachsen vor dem Ersten Weltkrieg und damit verbundene Organisationen wie die aktive Armee und die Militärvereine. Es geht der Frage nach, wie sich eine spezifisch sächsische Ausprägung der militärischen Erinnerungskultur angesichts der wechselvollen Armeegeschichte gestaltete. Schwerpunkte bilden dabei die literarische Erinnerung an Kriegs- und Militärdienst, das Feiern von Gedenktagen und die dabei verwendeten Symbole. Zugleich werden die Lebensbedingungen der Soldaten und die Umstände der Mitgliedschaft in Kriegervereinen untersucht.
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