Brauen und herrschen - diese beiden auf den ersten Blick nicht zusammengehörenden Tätigkeitsfelder stehen im Mittelpunkt dieser Untersuchung des Brauwesens im spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Görlitz. Bereits die frühesten Stadtstatuten verweisen darauf, dass das Brauen und Ausschenken von Bier zwar ein Vorrecht der Görlitzer Bürger war, es aber zu allen Zeiten und von vielen Seiten bedroht gewesen ist. Ausgehend von einer Analyse des Wirtschaftsgutes Bier wird die Görlitzer Ratsverfassung skizziert und der Besitz von Brauhöfen in der Hand von Ratsmitgliedern erfasst. Die Verortung der Brauhöfe im Stadtraum spiegelt die herausragende Stellung der Braubürger wider. Anhand von Testamenten zeigt die Untersuchung die Sicherung des durch den Brauhofbesitz erworbenen Status der Ratsfähigkeit und der sozialen Reputation der Braubürger. Schließlich verdeutlicht ein Blick in den Brauhof typische Strukturen und Probleme bei dem in Görlitz zur Anwendung kommenden Reihebrauen und -schenken sowie die Doppelfunktion der Braubürger als Wirte und als Gäste.
Indem es verschiedene Forschungsansätze zusammenführt, analysiert das Buch den über die wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Brauens hinausgehenden hohen symbolischen Wert des Bierschankes für die Inhaber des Brauprivilegs und deren Rolle innerhalb der städtischen Hierarchie. Die Görlitzer Brauhofbesitzer beeinflussten mit Hilfe der ihnen vorbehaltenen Ratsmitgliedschaft wesentliche Prozesse innerhalb der Stadt - von der Bierproduktion über die Durchsetzung der landesherrlichen Privilegien zum Bierzwang bis hin zum Ausschluss der Handwerker vom Braurecht. Damit gibt der Band einen Einblick in die Kommunal- und Wirtschaftspolitik einer frühneuzeitlichen Elite.
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