Während in der heutigen Berufs- und Arbeitswelt Unternehmen immer häufiger arbeitsteilig und dabei zunehmend weltweit agieren, pflegen Universitäten zumeist einen sich im 19. Jahrhundert herausbildenden Arbeitsstil. Die dabei vor allem charakteristische Praxis, Lehrinhalte vorwiegend durch den professoralen Einzelvortrag den „Ahnungslosen“ zu vermitteln, hat allein schon wegen der gegenwärtig zur Verfügung stehenden Menge an Informationen und der Komplexität des damit verbundenen Wissens keine Zukunft. Zudem gilt stärker als jemals in der Vergangenheit, dass der moderne Mensch das Lernen als einen seine Persönlichkeit fortentwickelnden Prozess verstehen und organisieren muss, für den er selbst die größte Verantwortung trägt.
Der Anspruch der Universitäten, der zentrale Ort der Herausbildung der geistigen, intellektuellen und moralischen Eliten zu sein, ist daher kaum noch aufrecht zu erhalten. Zudem sind deutsche Hochschulen derzeit international nicht wettbewerbsfähig. Die Aufgabe des Diploms, des einstigen Markenzeichens und Gütesiegels, zugunsten von Bachelor und Master ist symptomatischer Ausdruck von Quantitätsverlust und Perspektivlosigkeit.
Durch die Skizzierung grundsätzlicher Veränderungen zeigt Rainer Jesenberger gleichsam den Weg aus der Krise. Ein Hebel ist das „Hochschulunternehmen“. Dieses Konzept bedeutet die Befreiung der Universitäten vom staatlichen Dirigismus und stattdessen deren konsequente wirtschaftliche, rechtliche und didaktische Autonomie. Zweiter Ansatzpunkt ist die „Unternehmenshochschule“, in der Arbeiten, Lernen und Forschen in einem Punkt, nämlich der Arbeit, zusammenfallen. Es gibt nichts, was bei zweckbestimmter Organisation nicht auch außerhalb der traditionellen Universitäten erlernt werden könnte – und dies bis hin zum akademischen Abschluss. Die „Unternehmenshochschule“ ist der Nukleus des „Lernenden Unternehmens“, das versteht, dass nachhaltige Organisationsentwicklung und Wettbewerbsfähigkeit nur durch Gruppenlernprozesse im Unternehmen gesichert werden.
Das Buch ist ein leidenschaftliches Plädoyer in einer Debatte, die in ihrer ganzen Konsequenz erst noch zu führen ist.
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