Unzweifelhaft hat die Deutsche Einheit des Jahres 1990 heute den Nimbus eines kaum noch erhofften Ereignisses am Ende des so dramatischen 20. Jahrhunderts, das die Deutschen nach einem viel zitierten Wort kurzzeitig zum glücklichsten Volk der Welt zu machen schien. Die Dynamik jener geschichtlichen Wende ist auch aus der Distanz von zwei Jahrzehnten noch immer mit den Händen zu greifen. Doch trifft deshalb das apodiktische Wort zu, wonach diese Einheit gänzlich unvorhersehbar über uns kam?
Hier sind Zweifel angebracht, und nichts ist zu ihrer Bekräftigung geeigneter als eine Beglaubigung durch zeitgenössische Quellen. Hierin liegt der dominierende Eindruck der Sammlung damaliger Aufsätze von Wolfgang Schuller: Wer zur Zeit der deutschen Teilung unbestechlich und sensibel wie er auch kleinste tektonische Verschiebungen in der politischen Landschaft zu registrieren vermochte, bewahrte sich die Fähigkeit, etwas so scheinbar Unmögliches wie die staatliche Einheit für denkbar zu halten. Dass die zumeist an die Politik geknüpften, aber dabei sehr persönlich gehaltenen Schilderungen und Dokumente und zuweilen direkt heiteren Episoden zudem den Alltag einer vergangenen Periode deutscher Geschichte auf eine ganz eigene Art nacherlebbar machen, verleiht diesem Band den Rang einer künftighin unverzichtbaren Quelle der Geschichte des Einheitsprozesses.
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Unzweifelhaft hat die Deutsche Einheit des Jahres 1990 heute den Nimbus eines kaum noch erhofften Ereignisses am Ende des so dramatischen 20. Jahrhunderts, das die Deutschen nach einem viel zitierten
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