Tritt ein Briefwechsel aus der Beschränkung auf das Alltägliche heraus, ist er für spätere Betrachter zumeist eine hoch geschätzte Quelle, um – nach dem vielzitierten Wort Rankes – in Erfahrung zu bringen, „wie es gewesen“. Handel es sich bei den Korrespondenzpartnern zudem um herausragende Persönlichkeiten, dann dürfen die Schreiben besondere Aufmerksamkeit beanspruchen. Denn im Moment ihrer Abfassung stand nicht im Raum, dass die Öffentlichkeit am Gedankenaustausch teilhat – es sind daher in aller Regel ebenso ehrliche wie persönliche, dabei zuweilen direkt intime Mitteilungen, die hier übermittelt wurden. Einem späteren Editor obliegt dann die besondere Sorgfaltspflicht bei der Sichtung und Kommentierung der Dokumente, um in gediegener Veröffentlichung eine verflossene Zeit noch einmal erlebbar zu machen.
Der hier von Claudia Graciela Petersen vorgelegte Briefwechsel ihrer Urgroßtante Antonie Petersen mit Cosima Wagner wird diesen hohen Ansprüchen glänzend gerecht. Denn zweifellos waren beide Korrespondenzpartner kluge und kunstsinnige Frauen, prominent dabei, die dennoch auch den praktischen Seiten des Lebens ebenso zugetan waren, wie sie aufmerksam die sich vor ihren Augen vollziehenden Veränderungen in der Welt registrierten. Der kaum zu überschätzende Gewinn der Lektüre liegt darin, dass der ebenso innige wie inhaltsreiche Briefwechsel gestattet, dass der Leser an alledem lebhaft teilnehmen kann. Für einen Moment ist er beiden Frauen ganz nahe und wird dabei sein bisheriges Bild über jene Zeit beträchtlich vervollkommnen können.
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Tritt ein Briefwechsel aus der Beschränkung auf das Alltägliche heraus, ist er für spätere Betrachter zumeist eine hoch geschätzte Quelle, um – nach dem vielzitierten Wort Rankes – in
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