Nahe Paris leben Dormont und seine Mündel Giulia und Lucilla. Der einfältige Diener Germano, der für Giulia schwärmt, macht sich lustig über ihre bevorstehende Hochzeit. Sie soll Blansac heiraten, für den die jüngere Cousine eine Schwäche hat. Doch Giulia ist heimlich mit Dorvil vermählt, der sie jede Nacht mit Hilfe einer seidenen Strickleiter über den Balkon aufsucht. Blansac wählt als Trauzeugen ausgerechnet Dorvil, der ihn vor Giulias fehlender Liebe zu ihm warnt. Der eitle Blansac will beweisen, dass er sie im Sturm erobert – während Dorvil versteckt zusieht! Giulia gibt vor, Blansacs Charme zu erliegen, weil sie ihn prüfen und mit ihrer Cousine verkuppeln will; sie hat Germano umgarnt und dazu gebracht, die beiden zu beobachten. Der Diener glaubt, dass sie mit Blansac ein mitternächtliches Stelldichein hat. So kommt es, dass sich über die seidene Leiter nacheinander Dorvil, Blansac und Dormont in Giulias Zimmer einfinden, in dem sich aus Neugier bereits Germano und Lucilla versteckt halten. Die heimliche Hochzeit fliegt auf, doch Blansac heilt die Schmach Dormonts, indem er ohne Umschweife Lucilla heiratet und so Amor triumphieren lässt.
La scala di seta, berühmt für ihre brillante Ouvertüre, war die erste von drei Vertragsopern, die der Impresario des Venezianer Kleintheaters San Moisè bei dem erst 20-jährigen Komponisten bestellte. Der Einakter ging am 9. Mai 1812 in Szene und erzielte laut Rossini selbst „Furore im Großen“. Die titelgebende seidene Leiter ermöglicht die mitternächtlichen Stelldicheins zweier Frischvermählter, doch nicht deren heimliche Ehe steht im Zentrum von Giuseppe Foppas Libretto, sondern die geradezu voyeuristischen Beobachtungs- und Aushorchszenen. In dieser Ausgabe der Reihe Operntexte ist der vollständige Wortlaut, wie er von Rossini vertont wurde, abgedruckt und übersetzt.
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Nahe Paris leben Dormont und seine Mündel Giulia und Lucilla. Der einfältige Diener Germano, der für Giulia schwärmt, macht sich lustig über ihre bevorstehende Hochzeit. Sie soll Blansac
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