Die Testamente der regierenden deutschen Reichsfürsten in der Frühen Neuzeit stellen eine bislang kaum beachtete Quellengattung dar. Als Traditions- und Werteträger spiegeln diese Selbstzeugnisse das individuelle Verständnis von Dynastie und Familie, von Frömmigkeit und Konfession, von Herrschaft und Staat, von Fürstentugenden und Zukunftsgestaltung. Mit der Edition der sächsischen Fürstentestamente soll der noch immer dominierenden hohenzollerisch-borussischen Überlieferung im Alten Reich die Tradition der Wettiner, der lange Zeit wichtigsten deutschen Dynastie nach den Habsburgern, zur Seite gestellt werden. Die Erschließung ihrer Fürstentestamente leistet einen wichtigen Beitrag für die deutsche Frühneuzeitforschung, aber auch für die weitere Erforschung der von den albertinischen Wettinern einschließlich ihrer zeitweiligen Nebenlinien dominierten Geschichtslandschaft Mitteldeutschland. Der gewählte Untersuchungszeitraum von 1652 bis 1831 dokumentiert eine sich schrittweise wandelnde Herrschaftsauffassung, die schließlich zu einem neuen Verständnis von Dynastie und Staat, von Fürsten- und Staatseigentum führte. Herausragend an inhaltlicher Substanz und politischer Brisanz ist das weitgehend von Veit Ludwig von Seckendorff konzipierte umfangreiche Testament des Herzogs Moritz von Sachsen-Zeitz (1681). Das Ende des Alten Reichs und der Übergang zur konstitutionellen Monarchie veränderten die Rolle von Regent und Dynastie grundlegend; diese Entwicklungen spiegeln sich deutlich in den letztwilligen Verfügungen. Ediert werden insgesamt 30 letztwillige Verfügungen (Testamente und Kodizille), die zusammen mit ausgewählten ergänzenden Dokumenten die Quellengrundlage für künftige, vergleichend angelegte Studien zur deutschen und europäischen Geschichte bilden.
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