Das vorliegende Heft der Helmstedter Colloquien dokumentiert in für den Druck überarbeiteter Form die einzelnen in der Aula der einstigen Universität gehaltenen Vorträge auf den 22. Helmstedter Universitätstagen. Sie nähern sich dem 20. Jahrhundert der extremen Brüche und Brechungen aus einer biographischen Vergleichsperspektive an, die die Inkonsistenz und die Kontingenz, auch die Gewalt des vergangenen Jahrhunderts zum Sprechen bringen soll. Sie greifen damit einen tradierten Topos der historischen Literatur auf. Doppelbiographien sind seit der Antike eine beliebte Form der Vergangenheitsbetrachtung. Nicht die glättende Arbeit am rückblickend geordneten Leben steht im Fokus dieses Bandes der Helmstedter Colloquien. Sie spüren im Gegenteil der gegensätzlichen Auslegung derselben Lebensaufgabe in unterschiedlichen Kontexten nach sowie dem Wechselspiel von Annäherung und Abwendung in parallelen Lebensgeschichten. Ziel dieser Suche nach parallelen Lebensläufen ist es, „im Gegenlicht“ unbekannte biographische Facetten sichtbar zu machen und gewohnte Zuordnungen in Frage zu stellen. Die gemeinsame Leitfrage der hier versammelten Beiträge lautet: Wie spiegeln sich die Umbrüche und die Frontstellungen, aber auch die systemübergreifenden Gemeinsamkeiten des 20. Jahrhunderts und seiner konkurrierenden Weltordnungen in lebensgeschichtlichen Verflechtungen und parallelen Biographien?
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