Der vogtländische Zentralort Plauen erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen beschleunigten Wachstums- und Modernisierungsprozess. Die Industrie- und Handelsstadt entwickelte sich innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem Zentrum der Stickereiindustrie und der Spitzenherstellung, sodass sie in der zweiten Hälfte des 19. und im frühen 20. Jahrhundert zu den am stärksten wachsenden Städten im Königreich Sachsen zählte. Die schwere Krise der Textilindustrie nach 1912, die Erschütterungen des Ersten Weltkrieges sowie die politische und wirtschaftliche Instabilität der Weimarer Republik stellten dann einen deutlichen Kontrast zu diesem Zeitraum dar.
Der widersprüchliche und konfliktbeladene Weg zur Großstadt stellte die bürgerliche Öffentlichkeit Plauens vor große Herausforderungen. Wie die vorliegende Studie zeigt, waren nicht nur die bauliche Entwicklung und die Errichtung einer großstädtischen Infrastruktur, sondern auch der Diskurs um Plauen als Großstadt, die Ausstattung des öffentlichen Raumes mit Symbolen bürgerlichen Geltungsbewusstseins und die Definition plausibler Selbstbilder zu gestalten. In der Rekonstruktion dieser kulturellen Repräsentation wird exemplarisch der Entwurf des Städtischen in der klassischen Moderne erkennbar, wie er zeitgleich auch in zahlreichen anderen wachsenden Städten – nicht nur in Sachsen – verhandelt wurde. Im Wechselspiel von Aufstieg und Krise werden diskursive und mentale Strukturen offenbar, die bis heute nachwirken.
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