Den Menschen des europäischen Mittelalters begegneten Bilder in nur eingeschränkter Weise. Nahezu alle Menschen wurden in Kirchen mit Bildern konfrontiert, die ihnen die Inhalte des christlichen Glaubens, Lehrsätze der Kirche oder hervorragende Gestalten des Glaubens versinnbildlichen sollten. Sehr viel weniger Menschen sahen Bilder in Privathäusern, den Klöstern oder den Rathäusern und noch sehr viel weniger Menschen sahen Bilder in Büchern.
In der Reformationsepoche sollte sich dies grundlegend ändern. Große Teile der reformatorischen Bewegung standen den religiösen Bildern ablehnend gegenüber. Insbesondere heilige oder wundertätige Bilder wurden strikt abgelehnt. Insofern nahm die Zahl der Bilder in den Kirchen durch die Reformation in den protestantischen Gebieten dramatisch ab. Am radikalsten wandten sich die Reformierten gegen Bilder in den Kirchen. Aus den ehemals bunten, mit Bildern, Wandmalereien, Statuen und Altären überfluteten Kirchen des späten Mittelalters wurden nüchterne, weiß gekalkte Gottesdiensthäuser. Regelrechte Bilderstürme fegten über viele der protestantischen Regionen hinweg.
Nahmen die Bilder in den Kirchen dramatisch ab, nahmen sie in den Büchern dramatisch zu. In gewisser Weise ersetzte das illustrierte Buch die Bilder in den Kirchen. Die reformatorische Bewegung setzte der römischen Rituskirche das Wort Gottes entgegen. Luther und seine Mitstreiter stellten die heilige Schrift in den Mittelpunkt des Glaubens. Drei Medien spielten dafür eine zentrale Rolle: die Predigt, das Lied und das Buch. Die Bedeutungssteigerung des Buches durch die Reformation führte auch zu einer Bedeutungssteigerung des bebilderten Buches.
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