Über Jahrhunderte bildete das Dreiländereck zwischen Sachsen, Böhmen und Schlesien einen transregionalen Wirtschafts- und Sozialraum, dessen trennendstes Merkmal die Konfession war. Im 19. Jahrhundert wuchs die Bedeutung der sächsisch-böhmischen Grenze als nationale Zoll- und Kontrolllinie. Vor diesem Hintergrund untersucht die vorliegende Publikation mobile Alltagspraktiken und ihre Wechselwirkung mit staatlichen Versuchen der Grenz- und Mobilitätskontrolle.
In den Fokus rücken kleinräumige und temporäre Wanderungen unterer sozialer Schichten, die bislang von der Forschung vernachlässigt wurden. Die Ergebnisse widerlegen agrarromantische Stereotype: Mobile Lebensphasen gehörten im ländlichen Untersuchungsgebiet auch und gerade für Frauen und Kinder zur Normalbiografie, sei es innerhalb eines Landes oder darüber hinaus. Politiken der „Sesshaftmachung“ richteten sich daher zunächst auf die gesamte Bevölkerung.
Die kulturwissenschaftliche Studie verbindet ethnografische Grenzregimeanalyse mit historischer Migrationsforschung. Aus einer lokalen Perspektive wird beschrieben, wie verschiedene Bevölkerungsgruppen, staatliche und kirchliche Akteure an den Rändern der entstehenden Nationalstaaten um Bewegungsfreiheit respektive Mobilitätskontrolle stritten.
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