Der 10. April 1934 bedeutet für das in Dresden-Neustadt wohnende Ehepaar Klara und Johannes Hähnlein und ihre Kinder einen unerwarteten und tiefgreifenden Einschnitt in ihr bisheriges Leben: Johannes Hähnlein wird in Schutzhaft genommen und wegen „Vorbereitung des Hochverrats“ zu einer Strafe von 1 Jahr und 8 Monaten Zuchthaus verurteilt.
Während der Haftzeit ist das wichtigste Verständigungsmittel zwischen beiden Ehepartnern das geschriebene Wort. Annähernd 200 Briefe dienen – wenn auch unter Postzensur und zunehmend eingeschränkter Schreibmöglichkeit – dem gegenseitigen Gedankenaustausch in einer unter großen Belastungen und Entbehrungen durchzustehenden Zeit.
Keiner der Briefe ist mit dem Gedanken an eventuelle Überlieferung oder gar spätere Veröffentlichung geschrieben. Doch heute ermöglichen diese Lebenszeugnisse – ergänzt durch amtliche und persönliche Schreiben, Prozess- und Haftunterlagen und allgemeines zeitgenössisches Material – einen tiefen Einblick in den Alltag, in die konkreten Lebensumstände und in die Gefühlswelt der Ehepartner während der erzwungenen Trennung. Liebe, Vertrauen, Zuversicht, Lebensmut und teils Aufbegehren, aber auch Unverständnis, Enttäuschung und Verzweiflung kommen darin zum Ausdruck. Das beschwerliche Leben einer durch Schutzhaft, Gerichtsurteil und Zuchthausstrafe getrennten jungen Arbeiterfamilie in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft wird anschaulich und begreifbar.
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Der 10. April 1934 bedeutet für das in Dresden-Neustadt wohnende Ehepaar Klara und Johannes Hähnlein und ihre Kinder einen unerwarteten und tiefgreifenden Einschnitt in ihr bisheriges Leben:
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