Die Zeit der Inhaftierung im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen ist zweifellos der gravierendste Einschnitt im Leben von Harald Beer. Als unschuldiges Opfer der Willkür des stalinistischen Terrorsystems beginnt er zu ahnen, was die Opfer des nationalsozialistischen Terrors am gleichen Ort Jahre zuvor erlitten haben müssen und wird zunehmend von dem Gedanken umgetrieben, wie solche Terrorsysteme entstehen können. Von hier ist es nur ein Schritt zur Frage nach einer eigenen Mitschuld. Dabei kommt der Autor zu einer bemerkenswerten selbstkritischen Einsicht: "Ich beschuldige mich selbst nicht für etwas, was ich getan habe; aber ich schäme mich für das, was ich nicht getan habe."
Mit detailliert geschilderten Erinnerungen an seine Kindheit im "Dritten Reich" widerspricht Harald Beer der so oft gehörten Ausrede, man "habe ja nichts gewusst". Er erzählt vielmehr, dass ihm trotz seines jugendlichen Alters zunehmend durchaus bewusst wurde, dass Millionen Deutsche als Nutznießer des Systems über dessen offensichtliches Unrecht hinwegschauten.
Die auf zwei Zeitebenen angesiedelten Erfahrungen des Autors – seine Rückschau in die Jahre bis 1945 und parallel dazu das penible Aufzeichnen des grausamen Alltages im Gewahrsam der Besatzungsmacht – verschmelzen zu einem ganz besonderen Zeugnis und regen die Nachgeborenen zur Auseinandersetzung mit diesen historischen Entwicklungen an. Dabei wird weder plakativ angeklagt noch simpel gegeneinander aufgerechnet, sondern vor allem jedweder Terror in seiner Unmenschlichkeit offengelegt – im Wunsch, dass diese Einsichten ein Baustein werden, den Weg in eine bessere Zukunft zu befestigen.
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