Die Erinnerung an die revolutionären Herbstereignisse des Jahres 1989 befindet sich aktuell in einem spannungsreichen Übergang von erfahrungsgeschichtlicher Deutung in institutionell verankerte historische Lesarten.
Öffentliche Gedenkformen wie das Lichtfest Leipzig und das in Berlin und Leipzig geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal inszenieren die systemstürzenden Vorgänge als zivilgesellschaftliche wie nationale Erfolgsgeschichte. ‚Das Volk‘ spielt dabei eine zentrale Rolle – es ist zugleich historischer Akteur und Adressat erinnerungspolitischer Botschaften. Wie wird das Umbruchsgeschehen im Rückblick für die damals ebenso wie heute unterschiedlich betroffenen Zeitgenossen kollektiv anschlussfähig? Auf welche Erinnerungsinhalte verständigen sie sich aus ihren alltagsspezifischen Erfahrungen heraus?
Anhand von Gruppendiskussionen mit Leipziger Bürgern stellt die Studie kollektive Erinnerungsbilder und sozial akzeptierte Deutungen zum Herbst 1989 vor, die Auskunft darüber geben, was als eigene Geschichte verstanden und als lebendige Tradition mündlich weitergegeben wird.
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