Gab es nach 1989 eine «Rückkehr der Geschichte» in die Länder Ostmitteleuropas? War das historische Gedächtnis dort zuvor «eingefroren»? Zweifellos instrumentalisierten, unterdrückten und verfälschten die herrschenden Parteien die Geschichte, insbesondere jene des Zweiten Weltkriegs. Bisher wenig beachtet blieb jedoch, dass Dissidenten in diesen Ländern die Geschichte auf ihre eigene Weise aufarbeiteten. Sie entwarfen eine Vielzahl von «Gegengeschichten», die dem vorherrschenden, kommunistischen Narrativ zuwiderliefen. Mit dem Holocaust, der Vertreibung der Deutschen oder dem nichtkommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus wurden heikle oder tabuisierte Themen diskutiert, die auch nach 1989 auf der Tagesordnung standen. In diesem Band werden solche Debatten – teilweise zum ersten Mal – nachgezeichnet und als Teil einer oppositionellen Geschichtskultur analysiert.
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