Das Europäische bildete für die jüdischen Lebens- und Wissenswelten seit dem Ausgang des 18. Jahrhunderts eine zentrale, wenn auch ambivalente Bezugsgröße. Einerseits machte ihre transnationale und transterritoriale Lebensform Juden zu Europäern
avant la lettre. Die gemeinsame Sprache beförderte die Herausbildung von Netzwerken, die sich der Vermittlung von Wissen unterschiedlicher Provenienz über ganz Europa hinweg und darüber hinaus verpflichteten. Andererseits eröffnete die Annahme der Sprachen der jeweiligen Umgebungskultur im Zuge der Aufklärung und innerjüdischer Transformationen zunehmend die Teilhabe an säkularen Wissens- und Wissenschaftskulturen. In großem Maße partizipierten Juden an den maßgeblichen europäischen Entwicklungen und gestalteten diese mit.
Die fünfzehn Beiträge dieses Sammelbandes eröffnen aus Sicht unterschiedlicher Fachdisziplinen vielfältige Perspektiven auf die Wissenskulturen von Juden während der letzten zweihundert Jahre in Europa und belegen den Modellcharakter jüdischer Geschichte für Formen transnationaler und europäischer Geschichtsschreibung.
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