Katalog zur Ausstellung „Refaiya – Eine Bücherreise von Damaskus nach Leipzig" in der Universitätsbibliothek Leipzig vom 18. April bis 14. Juli 2013
Im September 1853 verkaufte in Damaskus ein Mann namens ʿUmar Efendi ar-Rifāʿī sein Erbe, eine große Familienbibliothek, an die Regierung des Königreiches Sachsen. Die Handschriften wurden unverzüglich über die Gebirgsrücken des Libanon nach Beirut und von dort über See und Land in die Universitätsbibliothek Leipzig transportiert, wo sie bereits im Dezember eintrafen. Dem Willen des Verkäufers entsprechend wurde die Sammlung an ihrem neuen Standort unter dem Namen Refaiya (Rifāʿīya) geführt.
Die Refaiya ist wohl die einzige historische arabische Familienbibliothek, deren Charakter dank ihrer Aufbewahrung in Leipzig bis in unsere Tage bewahrt werden konnte. Neben politischer Instabilität und sozialen Spannungen im osmanischen Syrien des 19. Jahrhunderts trug auch die Druckerpresse zum Niedergang der traditionell handschriftlichen Wissens- und Gelehrtenkultur und dem damit einhergehenden Wertverlust handgeschriebener Bücher bei. In Leipzig wird die Refaiya deshalb heute als seltenes Zeugnis einer untergegangenen Buchkultur geschätzt, befragt und erforscht.
Dieser Katalog erzählt zunächst die mit dem Verkauf nach Leipzig eingeleitete große Wende im Schicksal der Refaiya und lässt sie sodann in ihrer eigenen Geschichte, ihrem sozialen und kulturellen Umfeld, in der Kultur ihrer Besitzer und Nutzer erscheinen. Auch materielle, ökonomische und künstlerische Seiten der traditionellen Buchherstellung werden anhand des Papiers, der Wasserzeichen und der Einbände von Refaiya-Büchern beleuchtet. Das authentische Milieu der Bibliothek wird durch Blicke in die zugleich funktional und kunstvoll gestalteten osmanischen Altstadthäuser von Damaskus ergänzt, in denen vormals Handschriften wie die der Refaiya aufbewahrt und gelesen wurden.
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Katalog zur Ausstellung „Refaiya – Eine Bücherreise von Damaskus nach Leipzig" in der Universitätsbibliothek Leipzig vom 18. April bis 14. Juli 2013
Im September 1853 verkaufte in Damaskus
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