Die Themen Erinnerung und Transnationalität haben seit längerer Zeit Hochkonjunktur. Während die Untersuchung dieser Forschungsfelder jeweils getrennt voneinander weit vorangeschritten ist, bildet die Verbindung beider noch weitgehend ein Desiderat, welches dieser Band zu beseitigen sucht. Folgende Aspekte bilden dabei die Leitlinien:
1. Die Herausbildung transnationaler Erinnerungsgemeinschaften, wie sie neuere Datenerhebungen über die Angleichung der Erinnerungsschwerpunkte innerhalb Europas oder im globalen Maßstab nahe legen, bedarf eingehenderer Untersuchung als bisher: Gibt es ein europäisches oder gar globales Geschichtsbewusstsein und lässt es sich empirisch fassen sowie in seiner zeitlichen Gliederung und räumlichen Reichweite erklären?
2. Die Zirkulation von Modellen der Erinnerung und ihrer Institutionalisierung trägt zweifellos dazu bei, dass eine grenzüberschreitende Verständigung über historische Ereignisse und Strukturen möglich wird. Hier spielen die Überlegungen zu master narratives, zu Musealisierung, zum Vergleich des Umgangs mit Erfahrungen bei der Überwindung von Diktaturen und Kriegserlebnissen eine anregende Rolle.
3. Die Herausbildung neuer Weltordnungen bleibt nicht ohne Einfluss auf jene Kategorien des Gesellschafts- und Geschichtsverständnisses, die mehr als nur eine Nation und ihre historischen Überlieferungen betreffen. Inwieweit sich dabei eine Verschiebung der Schwerpunkte einer europäisierten und globalisierten Erinnerung ergibt, wollen die Beiträge dieses Bandes diskutieren.
4. Längerfristige Prozesse der Verschiebung in der Erinnerung kondensieren und werden politisch zugespitzt in Momenten der gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung um die Deutung einzelner Vorgänge, wie sie oftmals aus Anlass von Jubiläen stattfinden. Wie man sich in Europa an die Ereignisse des Jahres 1989 erinnert, ist ein weiterer Schwerpunkt der Publikation.
Diesen Fragen gehen die Autoren dieses Bandes auf vielfältigste Weise nach und präsentieren ihre Ergebnisse in drei großen Kapiteln: Teil 1 befasst sich mit der Erinnerung an den Nationalsozialismus in transnationalen Bezügen; in Teil 2 geht es um „1989“ und die Veränderungen der Erinnerungskulturen, Teil 3 schließlich behandelt Erinnerungskulturen europäischer Peripherien.
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