Im Jahre 2011 jährte sich zum 70. Mal der Todestag von Max Herrmann-Neiße (1886–1941). Der Dichter und Literatur- und Theaterkritiker zählte zu den facettenreichsten Literaten seiner Zeit, dessen Werk und Wirkung hier aus interdisziplinärer Perspektive in bislang nicht gekannter Breite dokumentiert wird.
Max Herrmann verbrachte die ersten drei Jahrzehnte seines Lebens in Schlesien, neben den Breslauer Studentenjahren 1905 bis 1909 zumeist in seiner Geburtsstadt Neisse. Diese Verwurzelung prägte ganz maßgeblich sein Werk, denn gerade Neisse war er in einer Art Hassliebe überaus eng verbunden. Einerseits begeistert von der Architektur und Topographie der Stadt, für das „Schlesiertum“ insgesamt, andererseits abgestoßen von der Provinzialität und dem starken Einfluss der katholischen Kirche, fühlte er sich hin- und hergerissen. Enttäuschten ihn seine wissenschaftlichen Studien in Breslau, war diese Metropole dennoch ein Schritt in eine dankbar registrierte größere gedankliche Freiheit und ein Ort der lebendigen Kultur. 1917 übersiedelte Herrmann-Neiße nach Berlin und bis 1933 zählte er zu den wichtigsten Personen der lebendigen hauptstädtischen literarischen Szene. Im Deutschland der Nationalsozialisten war er eine schnell ausgemachte Unperson. Herrmann-Neiße ging noch 1933 den schweren Schritt in das Exil nach London, wo er 1941 verstarb.
Max Herrmann-Neiße hatte nicht nur eine Heimat, sondern mehrere: Da war zunächst Deutschland, aber ebenso waren Neisse, Breslau oder Berlin für ihn Heimat. All dieser Orte hatte man ihn beraubt, als er das Land verlassen musste. Eine Heimat allerdings blieb ihm: Jene der Sprache und der Dichtung. Und wie sich Themen und Motive seines Schreibens veränderten, so kann man in seinen Texten wie in einem offenen Buch des Lebens eines Mannes blättern, dessen Neuentdeckung durch diesen Band wichtige Impulse erhält.
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