Die Diskussionen über die internationale Rolle Deutschlands am Beginn des 21. Jahrhunderts haben auch die Frage nach dem Bedarf des Landes an regionalwissenschaftlicher Expertise aufgeworfen. In dieser wissenschaftspolitischen Debatte spielt der Bezug auf die USA und deren regionalwissenschaftliche Forschung in Gestalt der Area Studies eine wichtige Rolle, die offen als Vorbild für die Organisation der Regionalwissenschaften hierzulande beschrieben werden.
Die Geschichte der wissenschaftlichen Beschäftigung mit anderen Weltregionen reicht in den Vereinigten Staaten bis ins 19. Jahrhundert zurück und stand seither in engem Zusammenhang zu Konjunkturen des politischen und gesellschaftlichen Interesses an der Welt außerhalb Nordamerikas, etwa im Zweiten Weltkrieg oder während des Kalten Krieges. Die Area Studies sind demnach ein Produkt bestimmter historischer Entwicklungen und transportieren ein spezifisches, historisch gewachsenes Wissenschaftsverständnis.
Eine kritische Wissenschaftsgeschichte der USA kann diese Besonderheiten des US-amerikanischen Wissenschaftssystems und seiner Area Studies herausarbeiten und auf dieser Basis einen Vergleich mit dem deutschen Wissenschaftssystem ermöglichen und Innovationsspielräume aufzeigen. Torsten Loschkes Bericht ist auf diesem Weg ein erster Schritt. Er fokussiert auf die Entwicklung eines bestimmten Feldes innerhalb der Area Studies und enthält eine Materialsammlung zur Geschichte der Lateinamerikastudien in den USA. Der Bericht beleuchtet Entwicklungen seit etwa 1900, legt dabei aber einen zeitlichen Schwerpunkt auf die Expansions- und Institutionalisierungsphase des Faches seit den 1940er Jahren und gibt einen Überblick über die wichtigsten Personen und Institutionen sowie über die Strukturen der Forschungsförderung.
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