Als Medizinstudenten in Halle sprechen sich Horst Hennig und einige Kommilitonen 1950 offen gegen Studentenratswahlen per Einheitsliste aus. Das Aufbegehren gegen undemokratische, diktatorische Strukturen in der SBZ/DDR führt zu ihrer Verhaftung. Die ungesetzliche Auslieferung an eine „fremde Macht“, an die sowjetischen Besatzungsbehörden, bedeutet für Horst Hennig die Verurteilung zu 25 Jahren Lagerhaft und die Deportation in das nördlich vom Polarkreis gelegene Workuta. Über fünf Jahre muss er dort unter schwierigsten Bedingungen arbeiten und leben. In seinem Schacht 29 wird am 30. Juli / 1. August 1953 ein Streik blutig niedergeschlagen. Über 60 aus politischen Gründen verurteilte Häftlinge unterschiedlicher Nationalität sterben in Kugelhagel. Horst Hennig überlebt.
Nach seiner Freilassung 1955 beginnt für ihn in der Bundesrepublik Deutschland das eigentliche Leben. Er vollendet sein Medizinstudium und promoviert 1961 an der Universität Köln. Im folgenden Jahr tritt Horst Hennig seinen Dienst als Arzt in der Bundeswehr an, den er 1983 als Generalarzt beendet.
Horst Hennig war Beteiligter am studentischen Widerstand, auch dessen Opfer, vor allem aber ist er Akteur bei der Aufarbeitung. Die zahlreichen Lagerkameradschaften, über den deutschen Kreis hinaus, pflegt er ebenso wie die inhaltliche Ausrichtung zur Erinnerung an den GULag. Die Gründung der Lagergemeinschaft Workuta, die besonders die Interessen der ehemaligen politischen Häftlinge vertritt, geht auch auf seine Initiative zurück.
Die vorliegende Festschrift spiegelt Horst Hennigs militärische Laufbahn bis hin zum Generalarzt der Bundeswehr, den studentischen Widerstand, die Jahre in Workuta und schließlich seine Aufarbeitung der Vergangenheit wider. Die Festschrift ist gegliedert in drei größere Abschnitte. Der erste Teil trägt biographischen Charakter und reicht bis in die Gegenwart. Im zweiten Teil werden Themen zur politischen Verfolgung wissenschaftlich abgehandelt. Der dritte Teil schließlich ist speziellen Themen zu Workuta, den sowjetischen Strafverfahren, dem studentischen Widerstand und der Aufarbeitung gewidmet.
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