Im Jahre 2010 jährte sich zum 130. Mal der Todestag des in Breslau geborenen Dichters, Schauspielers und Vortragskünstlers Karl von Holtei, der zweifellos zu den bedeutenden Vertretern der deutschen Literatur und Kultur in Schlesien gehört. Während seines langen und erfahrungsreichen Lebens feierte er literarische und künstlerische Erfolge in Breslau, Berlin, Wien, Graz und Riga. Als er sich 1865 in seiner Geburtsstadt dauerhaft niederließ, gewann er die allgemeine Anerkennung ihrer Einwohner und ist gleichsam zur lebenden Legende geworden.
Bereits in der späten Lebensperiode Karl von Holteis setzte eine intensive, wissenschaftlich fundierte Beschäftigung mit seinem Leben und Werk ein, die auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht nachließ. Trotz dessen lässt der heutige Forschungsstand noch viel Raum sowohl für Klärung als auch für Ergänzungen, und manche Erkenntnisse bedürfen einer fundierten Neuinterpretation. Aus diesem Grunde veranstalteten das Germanistische Institut der Universität Wrocław und das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa im März 2010 eine internationale wissenschaftliche Tagung, die Holteis Leben und Wirken einschließlich Rezeptionsfragen im Kontext des Ideen- und Beziehungsgefüges der Zeit interdisziplinär thematisierte.
Dieser Band präsentiert in zwei Themenblöcken die bei der Tagung vorgestellten Forschungsergebnisse. Die im ersten Teil zusammengefassten Studien spiegeln die beeindruckende Spannweite des Holteischen Schaffens wider und widmen sich beispielsweise einzelnen epischen Werken, Holteis politischen Ansichten oder seinen Beziehungen zu anderen Geistesgrößen der Zeit. Die Beiträge des zweiten Teils legen den Fokus auf diverse Fragen des historischen Gedächtnisses, die aufs engste mit politischen Implikationen auf der nationalen Ebene und mit der Memorialkultur in Schlesien verbunden sind.
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