Als im Herbst 1989 „die Mauer fiel“ und die ebenso unerwartete wie schnelle deutsche Einheit die Phantasie beflügelte, als nach einem vielzitierten Politikerwort das deutsche Volk für einen Moment das glücklichste auf der Welt zu sein schien, war wenig plausibel, dass die damit vormaligen DDR-Bürger noch längere Zeit eine eigene Identität konservieren würden. Vielmehr waren Jungbundesbürger zu erwarten, die sich mit dem Enthusiamus des großartigen geschichtlichen Umbruchs kraftvoll ihren westdeutschen Landsleuten an die Seite stellen würden.
Doch dann kam alles ganz anders - es schälte sich statt dessen der Typus des „Ossis“ heraus; und diese Spezies erschien in den Augen der meisten Westdeutschen in vielerlei Hinsicht infantil, undankbar, kritikwürdig, ja - unverständlich. Darauf nun reagierten die Gescholtenen mit mancherlei Widerborstigkeit. Im Wort von der 'Mauer im Kopf' verschmolz ein ganzes Bündel neuer Probleme des Zusammenwachsens von Ost und West und die Ahnung machte die Runde, dass sich hier neuer Konfliktstoff aufhäufte.
Was freilich ist der „Ossi“? Diese Frage treibt auch die Wissenschaft seit längerer Zeit intensiv um. Mit dem hier vorgelegten Band wird für einen dafür besonders wichtigen Ausschnitt unseres Alltags, die Massenmedien, nach zwei Jahrzehnten staatlicher deutscher Einheit eine repräsentative Zwischenbilanz gezogen: Was trugen die meinungsführenden Medien zu dieser Diskussion bislang bei? Welche Definitionsmacht üben sie aus und wie sehr vermögen sie, Bilder und Stereotype zu prägen? Welche Wirkung ging und geht von ihnen tatsächlich aus? Ein künftighin unverzichtbarer Band zur wechselseitigen deutsch-deutschen Wahrnehmungsgeschichte, ein Buch von beträchtlicher tagespolitischer Brisanz und ein wichtiger Baustein einer längst nicht abgeschlossenen Diskussion.
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Als im Herbst 1989 „die Mauer fiel“ und die ebenso unerwartete wie schnelle deutsche Einheit die Phantasie beflügelte, als nach einem vielzitierten Politikerwort das deutsche Volk für einen
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