Schon zu Lebzeiten rief der Schriftsteller Ernst Jünger (1895-1998) sowohl starke Bewunderung als auch Ablehnung hervor. Während seine Kritiker ihm vorwerfen, mit seinem nationalistischen Frühwerk als intellektueller Wegbereiter des Nationalsozialismus gewirkt zu haben, würdigte man seine Schriften zunächst hauptsächlich wegen ihrer ästhetischen Qualität. Die intensive Jünger-Forschung der letzten Jahrzehnte jedoch stellte den Autor als exemplarische Figur des zwanzigsten Jahrhunderts heraus, die in sich die großen ideologischen Züge und die Verwerfungen dieser Zeit vereint und mit ihrem Werk das Säkulum von der literarischen Moderne über die Restauration der Adenauerzeit bis hin zur Neuen Innerlichkeit der 1970er Jahre durchschritt.
Unter dem Thema „Ernst Jünger – Versuch einer Bilanz“ fanden vom 10. bis 14. Juni 2009 rund fünfzig Wissenschaftler, Literaten und Kenner des Jüngerschen Werkes aus ganz Europa an der Universität Wrocław / Breslau zusammen, um gemeinsam über Jüngers Platz und Gewicht in der heutigen Zeit zu reflektieren. Die überaus erfreuliche Resonanz auf die Tagungseinladung machte schnell deutlich, dass der höchst umstrittene Autor auch ein Jahrzehnt nach seinem Tod nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat und weiterhin zur anregenden Auseinandersetzung einlädt.
Nahezu alle Beiträge, die während der Tagung zum Vortrag kamen, fanden in überarbeiteter Form Eingang in diese Publikation, die somit einen repräsentativen Überblick über die aktuelle Jünger-Forschung zu geben vermag. Eingebettet in drei Blöcke – „Strukturen und Modelle“, „Mimesis und Substanz“ sowie „Rezeption und Geschichte“ – widmen sie sich verschiedenen Aspekten des Jüngerschen Werkes, den Umständen seiner Entstehung sowie den Einflüssen, die dabei zum Tragen kamen, und gehen seiner Rezeption in Deutschland, Frankreich und Osteuropa nach.
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Schon zu Lebzeiten rief der Schriftsteller Ernst Jünger (1895-1998) sowohl starke Bewunderung als auch Ablehnung hervor. Während seine Kritiker ihm vorwerfen, mit seinem nationalistischen Frühwerk
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