Der Thomanerchor und der spanische Militärputsch am 23. Februar 1981. Ein unerhörter Abend in Valencia. Ein Gespräch mit Cristina Urchueguía aus Anlass des Erscheinens ihres gleichnamigen Buches.
Am frühen Abend des 23. Februar 1981 wurde die junge spanische Demokratie von einem Putschversuch einiger revoltierender Militärs und Angehörigen der Guardia Civil erschüttert, der allein aufgrund seiner medialen Begleitung ganz Spanien politisch und emotional aufwühlte. Für einen Moment schien alles möglich, noch einmal zog Francos Schatten über das Land. In der folgenden Nacht gelang zwar, die Putschisten weitgehend zu isolieren, so dass der geplante Umsturz misslang – doch grub sich dieser Moment der spanischen Geschichte sofort tief in das kollektive Gedächtnis im Lande ein und seither hat sich daran nichts geändert.
Verdient allein dieses dramatische Geschehen, auch andernorts im Gedächtnis zu bleiben, ist dem eine nahezu unglaubliche Begebenheit aus Valencia hinzuzufügen: Denn genau zu jener Stunde, als sich im Parlament in Madrid das Schicksal des Putsches zu entscheiden begann, stand der Thomanerchor auf der Bühne der dortigen Sociedad Filarmónica und erlebte vollkommen konsterniert, dass das Publikum plötzlich fluchtartig den Saal verließ ...
Cristina Urchueguía Schölzel zählte zu den Augenzeugen dieses denkwürdigen Konzerts, dessen Gewicht man kaum überschätzen kann: Der Leipziger Knabenchor gastierte im westlichen Ausland, hatte am Abend zuvor in Barcelona begeisterte Aufnahme gefunden und sah sich jetzt statt tosenden Beifalls einer plötzlich unübersichtlichen politischen Entwicklung gegenüber, die in jeder Hinsicht unvorhersehbar, und keinswegs ungefährlich war.
Aus rückschauender Perspektive ist Cristina Urchueguía eine facettenreiche Rekonstruktion dieses unerhörten Geschehens gelungen, die weit über ihre persönliche Erinnerung an den Abend des 23. Februar 1981 hinausgeht und als ebenso umfassende wie vorbildliche Darstellung dessen gelten darf, was es für den Thomanerchor bedeutete, an jenem schicksalhaften Tag in Spanien auf der Bühne gestanden zu haben.
Verdient allein dieses dramatische Geschehen, auch andernorts im Gedächtnis zu bleiben, ist dem eine nahezu unglaubliche Begebenheit aus Valencia hinzuzufügen: Denn genau zu jener Stunde, als sich im Parlament in Madrid das Schicksal des Putsches zu entscheiden begann, stand der Thomanerchor auf der Bühne der dortigen Sociedad Filarmónica und erlebte vollkommen konsterniert, dass das Publikum plötzlich fluchtartig den Saal verließ ...
Cristina Urchueguía Schölzel zählte zu den Augenzeugen dieses denkwürdigen Konzerts, dessen Gewicht man kaum überschätzen kann: Der Leipziger Knabenchor gastierte im westlichen Ausland, hatte am Abend zuvor in Barcelona begeisterte Aufnahme gefunden und sah sich jetzt statt tosenden Beifalls einer plötzlich unübersichtlichen politischen Entwicklung gegenüber, die in jeder Hinsicht unvorhersehbar, und keinswegs ungefährlich war.
Aus rückschauender Perspektive ist Cristina Urchueguía eine facettenreiche Rekonstruktion dieses unerhörten Geschehens gelungen, die weit über ihre persönliche Erinnerung an den Abend des 23. Februar 1981 hinausgeht und als ebenso umfassende wie vorbildliche Darstellung dessen gelten darf, was es für den Thomanerchor bedeutete, an jenem schicksalhaften Tag in Spanien auf der Bühne gestanden zu haben.
Zur Person
Cristina Urchueguía erwarb das Internationale Abitur 1983 an der Deutschen Schule in Valencia. In der ersten Hälfte der neunziger Jahre studierte sie Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Romanische Philologie in Würzburg, ebendort wurde ihr in Anerkennung der Arbeit "Die Mehrstimmige Messe im Goldenen Jahrhundert. Überlieferung und Repertoirebildung in Quellen spanischer und portugiesischer Provenienz (ca. 1490-1639)" die Würde eines Dr. phil. zuerkannt. Cristina Urchueguía ist heute Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Bern und Präsidentin der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft.
Cristina Urchueguía erwarb das Internationale Abitur 1983 an der Deutschen Schule in Valencia. In der ersten Hälfte der neunziger Jahre studierte sie Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Romanische Philologie in Würzburg, ebendort wurde ihr in Anerkennung der Arbeit "Die Mehrstimmige Messe im Goldenen Jahrhundert. Überlieferung und Repertoirebildung in Quellen spanischer und portugiesischer Provenienz (ca. 1490-1639)" die Würde eines Dr. phil. zuerkannt. Cristina Urchueguía ist heute Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Bern und Präsidentin der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft.
Ein Gespräch der Autorin mit Emanuel Scobel (Thomanerchor Leipzig) und Dr. Gerald Diesener (Leipziger Universitätsverlag GmbH)
Anschließend: Büchertisch und Signiermöglichkeit mit Cristina Urchueguía
Wann: Montag, 4. November 2024 um 18:00 Uhr
Wo: Stadtarchiv Leipzig, Straße des 18. Oktober 42, 04103 Leipzig
Eintritt: frei